a hug
Buchstaben aus transparenter Fensterfarbe, Telefonhörer aus dem Stoff einer alten Daunenjacke und eines ausgedünnten Wollpullovers, Sound im Loop
2025
Auf den Glasflächen der Telefonkabine von ring ring ist das Gedicht a hug von martian m. mächler zu lesen. Jeder Buchstabe wurde dafür mit transparenter Fensterfarbe - einer Füllfarbe - geschrieben und einzeln aufgeklebt. Für martian sind dabei die unterschiedlichen Auseinandersetzungen mit dem Text wichtig: Das Anpassen des Textes auf einen Ort, dessen Gegebenheiten und Oberflächen, das wässrige Schreiben der Buchstaben, das Warten während des Trocknungsprozesses, das Anbringen der einzelnen Buchstaben und wie sie eine Art Bühne betreten. Es ist martian zudem wichtig, dass das Gedicht nicht nur auf einer Glasfläche präsentiert wird, sondern über alle Oberflächen verläuft und so den Betrachter:innen deren Lesebewegung choreografiert und die Bewegungen Teil der Arbeit werden. Beim Lesen sind sie auch mit Spiegelungen und mit dem Innenraum konfrontiert.
Inhaltlich geht es im Gedicht um eine Zeitreise in die Vergangenheit, die eine Erinnerung an eine Küche, einen sicheren Ort, hervorruft. Sie ist warm und dieses Gefühl fühlt sich deshalb wie eine Umarmung an. Es ist ein Ort, wo verschiedene Stimmen akzeptiert sind und nicht Einsamkeit, sondern Verbundenheit überwiegt.
Im Innern der Kabine hängt ein Telefonhörer aus Stoff. Er besteht aus einer alten beigen Daunenjacke und einem dünn gewordenen dunklen Wollpullover. Die Kabine ist geöffnet und lädt dazu ein, sie zu betreten und herauszufinden, ob jemand am anderen Ende der Leitung spricht. Oder verhält es sich eher wie mit der letzten Zeile des Gedichts a hug und «[we kept reading, but] nobody called»?
Text: Sibylle Meier